Zwei Türme prägen das Stadtbild: Heilig Geist und Kreuzkirche im Hanauer Stadtteil Lamboy/Tümpelgarten
Im Hanauer Stadtteil Lamboy/Tümpelgarten prägen zwei markante Türme das Bild: Die Kirchtürme der katholischen Heilig-Geist-Kirche und der evangelischen Kreuzkirche. Beide wurden nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet und gehören heute zu den Kulturdenkmälern der Stadt Hanau.
Die zwei Kirchen im Quartier rund um die Karl-Marx-Straße symbolisieren das friedliche Nebeneinander unterschiedlicher Glaubensrichtungen in einem Stadtteil, der einen besonderen historischen Kontrast aufzeigt. Denn Karl Marx, der Namensgeber der Straße, formulierte einst die berühmten Worte „Religion ist das Opium des Volkes“. Nur wenige Schritte von den Kirchen entfernt, betreibt seit 1973 der „Bildungs- und Kulturverein e.V. Hanau“ an der Lamboystraße eine Moschee, was das multikulturelle Bild des Stadtteils weiter unterstreicht.
Heilig-Geist-Kirche: Ein Ort katholischen Glaubens im Wandel
Die Heilig-Geist-Kirche wurde Ende der 1950er Jahre erbaut, als viele katholische Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg in die Region kamen und der Bedarf an neuen Kirchen wuchs.
Die Kirche wurde 1962 eingeweiht und war lange Zeit ein fester Bestandteil des religiösen Lebens im Stadtteil. Am 1. Januar 2021 ging die Pfarrei Heilig Geist in der größeren „Pfarrei Sankt Klara und Franziskus“ auf.
Heute ist die Kirche vor allem Heimat der polnischen katholischen Gemeinde und bietet noch eine regelmäßige Eucharistiefeier am Sonntagmorgen.
Die Kirchengemeinde engagierte sich sehr im interreligiösen Dialog und in der Zusammenarbeit mit der Jugendeinrichtung „Lamboypark“.
Die Kreuzkirchengemeinde: Soziales Engagement im Hanauer Stadtteil
Die Evangelische Kreuzkirche war ursprünglich Teil der Johanneskirche und wurde 1954 eine eigenständige Gemeinde. Auch hier bedingt durch den Zuzug vieler Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg, wuchs die Gemeinde schnell.
Die Kreuzkirchengemeinde war über Jahrzehnte ein Zentrum sozialer Aktivitäten, insbesondere für Familien und Kinder im Lamboyviertel.
Das Gemeindehaus mit Kindergarten, Hort und Jugendräumen entstand bereits 1953/54, gefolgt vom Pfarrhaus im Jahr 1958 und schließlich dem Kirchengebäude 1965/66. Anfang 2014 ging die Kreuzkirchengemeinde in der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Hanau auf.
2024 wurde die Kreuzkirche stillgelegt, und die Zukunft der Gebäude ist derzeit unklar.
Der Wandel des Stadtteils Lamboy/Tümpelgarten
Der Stadtteil Lamboy/Tümpelgarten hat sich in den letzten 80 Jahren von einem eher prekären Viertel zu einem prosperierenden Stadtteil gewandelt. Mit seinen vielen jungen Familien und der höchsten Kinder- und Jugendquote in Hanau (Stand: Ende 2023) ist Lamboy/Tümpelgarten heute der viertgrößte Stadtteil der Stadt.
Trotz dieses Aufschwungs bedeutet der Rückzug der christlichen Kirchengemeinden, einschließlich der Schließung der katholischen und evangelischen Kindergärten im Sommer 2024, einen schmerzhaften Verlust für viele Familien. Dieser Wandel spiegelt einen aktuellen gesellschaftlichen Widerspruch wider: Während der Stadtteil wächst und gedeiht, schwindet das kirchliche Engagement.